Warum wird das Thema Sicherheit in Betrieben so heiß gegessen?

Ist das wirklich so gefährlich?
Wenn es um Arbeitssicherheit geht, schlagen die Wellen oft hoch: Die einen sehen es als unverzichtbaren Schutz.
Die anderen als übertriebene Bürokratie.
Und dazwischen? Viele Missverständnisse über Risiko, Verantwortung und gesunden Menschenverstand.
Aber warum ist das Thema Sicherheit am Arbeitsplatz eigentlich so emotional und umstritten? Und warum gelten in der Arbeitswelt ganz andere Maßstäbe als im Privatleben?
Was ist eigentlich Risiko – und warum sehen wir es so unterschiedlich?
Risiko ist kein Gefühl – sondern eine technische Größe. Es setzt sich zusammen aus:
Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit × Schadensschwere
Je wahrscheinlicher ein Vorfall – und je schlimmer seine Folgen – desto größer das Risiko.
Im Straßenverkehr nehmen wir täglich hohe Risiken in Kauf.
Im Betrieb hingegen erwarten wir zu Recht, dass Gefahren vorher erkannt und minimiert werden – und dass sich jemand darum kümmert.
Privat vs. Arbeit: Warum gelten andere Maßstäbe?
Der entscheidende Unterschied ist: Privat handeln wir selbstverantwortlich.
Im Betrieb steht der Arbeitgeber in der Verantwortung.
In Österreich ist diese Verantwortung gesetzlich klar geregelt: Nach dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) ist der Arbeitgeber verpflichtet, Gefahren zu ermitteln, Risiken zu beurteilen und Maßnahmen zu treffen, bevor etwas passiert.
Was ist ein akzeptables Risiko – und wer bestimmt das?
Nicht jedes Risiko kann ausgeschlossen werden – aber es muss bewertet werden. Ein Risiko ist dann akzeptabel, wenn es:
- dem Stand der Technik entspricht,
- mit vertretbarem Aufwand nicht weiter reduziert werden kann,
- und die Gesundheit der Arbeitnehmer nicht unverhältnismäßig gefährdet.
Die Entscheidung trifft die Gefährdungsbeurteilung gemäß § 4 ASchG – unterstützt durch Sicherheitsfachkräfte, Fachnormen, Erfahrungswerte und technische Standards.
Wie bestimmen wir Risiko in der Praxis?
Bei der Risikobewertung betrachten wir immer zwei Faktoren:
1. Eintrittswahrscheinlichkeit
- Wie oft kommt so etwas vor?
- Gab es bereits Unfälle oder Beinaheunfälle?
- Welche Bedingungen müssten zusammenkommen?
- Wie ist die Gefahrenstelle erreichbar?
- Kann ich im Ernstfall ausweichen, weil die Bewegung womöglich sehr langsam von statten geht?
2. Schadensschwere
- Was wäre die mögliche Folge?
- Leichte Verletzung oder tödlicher Unfall?
- Technischer Defekt oder Umweltkatastrophe?
Was tun bei Sätzen wie: „Selber schuld!“ oder „Natürliche Auslese“?
Solche Aussagen sind nicht nur zynisch, sondern auch rechtswidrig (wenn vom Arbeitsgeber ausgesprochen).
Die Verantwortung für Sicherheit liegt beim Arbeitgeber.
Es ist nicht zulässig, Gefahren zu kennen und sie einfach hinzunehmen – auch nicht, wenn „es schon immer so gemacht wurde“.
Solche Haltungen führen im Ernstfall zu:
- Verwaltungsstrafen
- zivil- und strafrechtlicher Haftung
- Vertrauensverlust bei Mitarbeitenden
Fazit: Sicherheit ist keine Meinung – sie ist Verantwortung
Sicherheit in Betrieben wird zu Recht „heiß gegessen“ – weil es um Menschenleben, Gesundheit und Verantwortung geht.
Risiko gehört zum Leben – aber nicht zur Routine.
Verantwortung endet nicht bei „eh noch nie was passiert“.
Sicherheit ist kein Luxus – sondern ein Zeichen von Respekt und Qualität.
Und am Ende zählt:
Ein sicherer Betrieb ist kein Zufall.
Er ist das Ergebnis von Wissen, Haltung und konsequentem Handeln.
Bei Fragen würden wir uns freuen Sie bei dem Thema unterstützen zu dürfen. Es gibt auch eine Förderung der Wirtschaftskammer, die Firmen mit Standort in NÖ in Anspruch nehmen können
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